Star Wars - The Empire Strikes Back


von Chancell
12.11.2005

1980 begeisterte die unter der Regie Irvin Kershners entstandene Star Wars-Fortsetzung "Episode V – The Empire Strikes Back" weltweit ein Millionenpublikum; eine Fülle an Merchandisingprodukten sollte den allgemein als dramaturgisch hochwertigsten Teil des Science Fiction/Fantasy-Crossovers aus dem Hause Lucasfilm begleiten: Actionfiguren, Stickeralben und Bettwäsche meißelten den Erfolg des Franchises und Begründers der modernen Popkultur in Stein. Dementsprechend ist es auch nicht verwunderlich, dass Lucasfilm Games sich entschloss nach dem erneuten Star Wars-Revival zu Beginn der 90er – unter anderem bedingt durch eine neue Serie an Actionfiguren sowie der NES-Adaption des Debütfilms – einen weiteren im Lucas´schen Universum angesiedelten Titel für das – technisch zu diesem Zeitpunkt bereits durch das SNES überholte – Nintendo Entertainment System in Erwägung zog. Im Gegensatz zum 1991 erschienenen und unter Mithilfe von Beam Software entwickelten NES-"Star Wars" stellt "Star Wars – The Empire Strikes Back" eine Gemeinschaftsproduktion des Initiators Lucasfilm Games sowie des sich bis zu diesem Zeitpunkt auf einer Nintendo-Konsole nur für das Famicom-Actionmodul "Metal Flame Psybuster" (1990) verantwortlich zeigenden US-Entwicklers Sculptured Software dar.

Das Actionspiel orientiert sich weitestgehend an der aus dem filmischen Vorbild bekannten Rahmenhandlung, sprich die Weiten des Eisplaneten Hoth, die Auseinandersetzung mit dem tödlichen Wampa und der charakteristische Angriff der imperialen AT-ATs bilden den Auftakt zu einem der schwersten Titel, welche das NES zu Gesicht bekommen hat. Sculptured Software (entwickelten später u.a. "Super Star Wars" für das SNES) schraubt die Ansprüche an den Spieler allein während des ersten Viertels in teilweise ungeahnte Höhen und bewegt sich mitunter in Regionen vor, die bis dato lediglich Capcoms "Mega Man" vorenthalten blieben. Speziell der Sumpfplanet Dagobah, auf welchem es Lukes Ausbildung zu einem Jedi-Ritter abzuschließen gilt, repräsentiert sowohl einen inhaltlichen als auch spielerischen Wendepunkt: Denn spätestens hier bleibt selbst frustresistenten Veteranen trotz 6 Continues lediglich die Trial & Error-Methode zum weiteren Spielen vorenthalten; optisch äußerst dezent aus dem grafisch düsteren Hintergrund hervorstechende Äste laden zum orientierungslosen Hin- und Herspringen sowie schlussletztendlichen Hinunterfallen ein. Obwohl der Vorgänger bereits über einen annähernd ähnlichen Schwierigkeitsgrad verfügte, gestaltete sich dieser – ähnlich wie in "Mega Man" – stets fair und mit einiger Übung meisterbar. Nicht so in "Star Wars – The Empire Strikes Back": Endgegner verfügen über einen geradezu gigantischen Energiehaushalt, ist der Wampa oder imperiale Such- bzw. Scoutdroide noch mit einigen Laserschwerthieben bezwingbar, verfügen bereits ab der Hälfte des Spiels die Standardgegner, beispielsweise die Sumpfspinnen und die sich auf hohen Bäumen platzierende Kaulquappen über eine ähnliche Resistenz. Glücklicherweise verfügt Luke Skywalker, welcher übrigens – im Gegensatz zu "Star Wars" - der einzige steuerbare Charakter im Spiel bleiben wird, über eine nicht geringe Anzahl an Machtfähigkeiten: Hochsprung, die Fähigkeit zu schweben oder ein verstärktes Lichtschwert bilden hier nur einen Auszug. Voraussetzung für die Nutzung der Macht ist eine sich ergänzend zu der obligatorischen Energieleiste gesellende Force-Leiste, welche allerdings sehr schnell aufgebraucht ist und sich nur über kleinere und gut versteckte Up-Grade-Kästchen, welche mitunter auch neue Jedi-Fähigkeiten beherbergen können, wieder aufladen lässt.

Das Spiel gliedert sich einerseits in reine Jump 'n' Run-Abschnitte, welche mitunter einige Action-Adventure-Elemente enthalten - sprich das Suchen neuer Jedi-Fähigkeiten sowie des Lichtschwerts -, und auf der anderen Seite in die Flugsequenzen: Protzte die 8-Bit-Variante von "Episode IV" noch mit dreidimensionalen Weltraumverfolgungsjagden an Bord des Millenium Falcons, muss der geneigte Zocker in der Fortsetzung wieder mit klassischer 2D-Optik vorlieb nehmen: An Bord des Snowspeeders respektive X-Wings werden attackierende AT-AT-Walker mit dem berüchtigten Schleppseilmanöver flachgelegt bzw. Cloud Cars und TIE-Fighter mittels Blaster in die Untiefen des Gasplaneten Bespin befördert. Ein interessantes und auflockerndes Feature stellt innerhalb der Jumper-Abschnitte die Möglichkeit dar, Luke ein Fahrzeug bzw. ein Tauntaun steuern bzw. reiten zu lassen; in dem Rebellenstützpunkt auf Hoth wird der Spieler beispielsweise mittels eines feindlichen Scout Walkers unwegsames Gelände passieren müssen. Ebenso positiv anzumerken sind die – sich stilistisch am Vorgänger orientierenden – mit einigen Animationen garnierten Standbilder zwischen den Levelabschnitten, welche mithilfe eines knappen Begleittextes die "Episode V"-Story weitererzählen. Technisch bietet die Cartridge hinsichtlich der grafischen Präsentation überdurchschnittliche Qualitäten; kritisch hingegen fällt die Größe des spielbaren Charakters aus: Bekämpfte der Spieler das Imperium im NES-Vorgänger noch mit in einem zurückhaltenden Cartoon-Stil gestalteten Luke Skywalker bzw. einer der beiden anderen steuerbaren Protagonisten, hüpft man nun mittels eines äußerst minimalistisch gehaltenen Pixel-Luke durch unwegsames Gelände, welches mitunter während des Finales auf Bespin für Frustmomente sorgen wird. Akustisch gibt es bewährte John Williams-Kost auf die Ohren... Zumindest sollte es dies in einem Spiel, welches den Krieg der Sterne thematisiert; stattdessen wartet "Star Wars – The Empire Strikes Back" mit einigen auf markante Jingles reduzierten Soundfragmenten aus dem Schaffen des Komponisten auf, doch auch dies nur unregelmäßig sowie in Verbindung mit Störgeräuschen, sofern diese mal wieder von einem anderen Soundeffekt überlagert werden.

Insgesamt lässt sich das zweite im Westen unter dem "Star Wars"-Logo veröffentlichten Modul nur bedingt empfehlen: Einerseits bilden eine ansprechende und im Überdurchschnitt liegende Optik sowie die – wenn von Störgeräuschen fehlerfrei – akustische Untermalung zumindest für Fans der Sternensaga einen gewissen Kaufanreiz; auf der anderen Seite stehen dem aber eine unausgereifte Steuerung – beispielsweise kann man Luke, sobald er fällt, nicht mehr bewegen – und unfaires sowie unübersichtliches Gegner- und Leveldesign gegenüber. Spielerische Bugs, welche zwangsläufig den Bildschirmtod provozieren - beispielsweise wenn der geneigte Zocker ohne Energie für die Jedi-Schwebetechnik in einer Erdhöhle und einem tödlichen Wassertümpel gefangen ist - haben innerhalb der Post-VCS-Ära sowie speziell auf dem NES schon mal lange nichts zu suchen. Abschließend lässt sich dieses Spiel nur sehr zwiespältig bewerten; der "Star Wars"-Bonus sowie die Herausforderung, sich durch dieses – spielerisch teilweise arg trashige – Actionspiel zu beißen, hieven die Wertung mit zusammengebissenen Zähnen noch mal knapp auf Durchschnittsniveau


Wertung


5/10

Kommentare



Chancell
Ich bin enttäuscht! Ehrlich, nach dem doch recht überdurchschnittlichen Vorgänger darf man in der NES-Adaption der filmischen Fortsetzung doch bitte auf (steuerungs-)technischer Seite ein zumindest ebenbürtiges Produkt erwarten. Stattdessen spielerisch und inhaltlich derart verhunzt, gewürzt mit einem geradezu menschenverachtenden Schwierigkeitsgrad und einer Akustik, die einer Parodie auf die William´schen Kompositionen gleichkommt… Vermutlich bin ich aber auch nur durch den Qualitätsabfall hinsichtlich des Vorgängers dermaßen verärgert, so dass "Star Wars – The Empire Strikes Back" zumindest für alle frenetischen "Star Wars"-Freunde ohne Kenntnisse des Vorgängers - sowie mit den spielerischen Fähigkeiten eines Jediritters behaftet - eine bedingte Kaufempfehlung ausgesprochen bekommen…



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